Einmal Douro bitte, heiss und sportlich!
So erging es uns Ruderern vom 14. bis zum 20. September 2024
Wir waren eine Gruppe von 14 Ruderern und Ruderinnen (13 vom SCR, 1 vom RC Thalwil). Ein paar von uns schnupperten schon vor Beginn des sportlichen Teils portugiesische Luft. Reunited am Bahnhof in Porto machten wir uns im nostalgischen Zug auf den Weg Richtung Figueira de Castelo Rodrigo, nahe der spanischen Grenze. Dreieinhalb Stunden gemütliche Zugfahrt bei offenen Fenstern gaben uns einen beeindruckenden Vorgeschmack auf den Fluss Douro, den wir einen Tag später rudernd erleben würden. Weinberge und Olivenhaine so weit der Blick reichte und immer wieder wunderschöne Ausblicke auf den Fluss.
Ich werde keine zeitliche Abfolge niederschreiben, was wann geschehen ist und wann wohin gerudert wurde. Eines war klar: Wir hatten sechs Tage Zeit, um die
206 km Richtung Porto zurückzulegen. Gefühlte Strömung: tendenziell nicht vorhanden. Meine Hoffnung, dass 206 km voll easy zu rudern wären, weil die Strömung die Hälfte der Arbeit abnimmt, hatte sich also in Luft aufgelöst. Nach den ersten 46 km am Tag nach der Ankunft bei 32° C waren wir dementsprechend ausgelaugt am Abend und tranken uns Mut mit feinem portugiesischem Wein für die nächsten Tage an. Schon am ersten Abend begegneten wir dem Bacalhau (also Kabeljau) auf unserem Teller, der unseren Weg in den folgenden Tagen noch des Öfteren in der ein oder anderen Form kreuzen sollte – ausser lebendig. Gestärkt konnten wir sodann die kommenden Etappen unserer Tour angehen.
Eine Gruppe von vier Ruderern der Organisation Ginasio Clube Figueirense begleitete uns von dem Moment an, als wir aus dem Zug stiegen bis zur Ankunft in Porto. Einer von ihnen gar im Schlauchboot. Letzterer bremste per Funk die grösseren Schiffe, die manches Mal unverhofft hinter einer der Kurven hervorkamen, versorgte uns mit frischem Wasser und fischte die ein oder andere Kappe oder Schwimmweste aus dem Wasser. Wer uns jetzt für inkompetent hält, dem muss ich sagen, dass die genannten Dinge nicht aus Fahrlässigkeit im Wasser landeten. Dies war unseren Positionswechseln mitten auf dem Wasser geschuldet, die meist sehr raffiniert vonstattengingen und sich sehen lassen konnten! Dass dabei das ein oder andere über Bord ging, ist wahrlich eine geringfügige Nebenerscheinung gewesen im Vergleich zu den Kunststücken, die wir vollführten!
Nicht unerwähnt dürfen die Schleusen bleiben, die wir mit unseren vergleichsweise winzigen Ruderbooten passierten. Darunter befand sich die zweitgrösste Schachtschleuse Europas, die Carrapatelo-Schleuse, die uns nach etwa 15 Minuten in ihrem «Schlund» 35 Meter tiefer wieder «ausspuckte». Beachtlich war auch die Akustik innerhalb der monströsen Mauern!
Auf dem Douro spornten wir uns gegenseitig immer wieder zu Höchstleistungen an, verfeinerten unsere Rudertechnik und liessen dann und wann mal die Füsse im Wasser baumeln. Mit den drei Booten, die uns zur Verfügung standen, ging das ganz wunderbar. Sie waren tipptopp gewartet und zählten zu der neueren Generation. |
Gutes Essen, schöne Hotels oder Appartements, teils mit Pool, wie auch die Besichtigung eines Weinguts mit Verkostung rundeten den sportlichen Teil auf dem Fluss ab.
Einen Dämpfer erlebten wir im letzten Drittel durch die Brände, die sich bei Caldas de Aregos rund um uns herum vermehrten, die Luft mit Rauch versetzten und eine unwirkliche Stimmung verbreiteten. Trotzdem liessen wir uns die Laune nicht verderben. Stattdessen bewunderten wir wieder einmal das phänomenale Organisationstalent unserer portugiesischen Ruderreise(beg)leiter. |
Vor den Toren – oder besser gesagt den Brücken – Portos war die Luft wieder rein und vom Regen erfrischt, sodass wir die Stadt noch in vollen Zügen geniessen und die Menschen in und um Porto wieder aufatmen konnten. Manche traten sofort die Heimreise an, andere reisten weiter und ein Gutteil der Gruppe blieb im quirligen Porto. Kulturliebhaber, Gourmets, Nachteulen, Thalassophile – sie alle kamen auf ihre Kosten. Was für ein Gegensatz nach den Tagen auf dem meist sehr ruhigen Fluss, umgeben von Natur und Vögeln!
Ich glaube, ich kann im Namen aller Teilnehmer sagen, dass wir eine gelungene Woche in Portugal verbracht haben und voller schöner Erinnerungen heimgekehrt sind! Die Brände allerdings regen zum Nachdenken an und es ist gut möglich, dass ich das nächste Mal mit dem Bus reise statt dem Flugzeug. Dass dies machbar und durchaus eine bequeme Variante ist, hat uns eines unserer Mitglieder bewiesen! Ausserdem fühlt sich jeder Sitz wie ein Federkissen an, wenn man mal 206 geruderte Kilometer in ein paar Tagen hinter sich hat!
Tessy van Daalen